Schwätzchen auf der Strasse

Wer das Haifa-Heim für Holocaust-Überlebende besucht, muss sich von herkömmlichen Vorstellungen eines Seniorenheims verabschieden. Denn diese Seniorenresidenz ist anders. Das erlebte auch die Projekt- und Solidaritätsreisegruppe.

 

ORT DER BEGEGNUNG Eigentlich ist es kein Heim, sondern ein ganzer Straßenkomplex und ein Begegnungszentrum. Die meisten der rund 60 Holocaust-Überlebenden wohnen nicht im Hauptgebäude, sondern in kleinen Apartments, die sich auf ganz normale Wohnhäuser entlang der ganzen Straße verteilen. Die Wohnungen wurden nach und nach von der ICEJ angekauft oder gemietet und seniorengerecht renoviert. In einer benachbarten Straße befindet sich ein weiteres Wohnhaus, das komplett vom deutschen Zweig der ICEJ finanziert wurde. Die Senioren leben also nicht isoliert, sondern inmitten einer jungen Nachbarschaft. Dafür sorgt auch der gemeinsame Speisesaal – der nämlich befindet sich im Haupthaus. Auf dem Weg dorthin findet sich immer Zeit für ein Schwätzchen auf der Straße mit dem einen oder anderen Nachbarn. Pflege-Assistenten helfen den Senioren, den Alltag in der eigenen Wohnung und die Spaziergänge zum Haupthaus zu bewältigen.

 

HAUSEIGENES MUSEUM Neben dem Hauptgebäude gibt es ein weiteres Haus mit Platz für kreative und therapeutische Angebote – und es gibt ein haus- eigenes Holocaust-Museum mit kleinem Café. Die Ausstellungsstücke stammen aus dem Besitz der Heim-Bewohner, erzählen ihre ganz persönlichen Überle- bensgeschichten, Erinnerungsstücke an Familientragödien.

Im Haifa-Heim wird viel gelacht, gescherzt, gefeiert, gewagt und ausprobiert. Die Senioren treffen sich zum Kartenspielen, zum Malen oder Handwerkern, zu hauseigenen Konzerten, zum Gymnastikkurs oder Fitnesstraining. Sogar eine Hebräisch-Lerngruppe gibt es. Und seit März werden Wellness-Behandlung im neu eingerichteten Beautysalon angeboten. Hier reiht sich Nagellack an Nagellack, es duftet wie in einer Parfümerie.

HEILSAME BOTSCHAFT Die deutschsprachige Reisegruppe der ICEJ war zur Purim-Feier eingeladen. Bei Kaffee und Kuchen stellte ICEJ-Geschäftsführer Stephan Lehnert Projekte für die jüdische Gemeinschaft vor, die von christlichen Spendern ermöglicht werden. Die Holocaust-Überlebenden sind sehr berührt, als sie die Fotos der Solidaritätsdemonstrationen sehen, die von der ICEJ in Deutschland organisiert wurden seit dem 7. Oktober. Als Stephan erzählt, dass wir dreimal pro Woche via Zoom für Israel beten, applaudieren die Senioren spontan. „Wir leben jeden Tag mit euch in unseren Herzen“, verspricht Stephan. Zum Abschied singen die Heimbewohner mit uns israelische Lieder, viele mit Tränen in den Augen. „Danke für euer Kommen! Ihr macht uns Mut und Hoffnung!“, versichern uns die Holocaust-Überlebenden – manche in perfektem Deutsch. Als wir später im Bus unterwegs sind nach Jerusalem, erhalten wir noch eine Rückmeldung vom Haifa-Team. „Es war sehr gut, dass ihr da wart!“, lässt man uns ausrichten: „Ihr habt für viele Heimbewohner Heilung gebracht.“

Bitte unterstützen Sie unser Haifa-Heim für Holocaust- Überlebende.  Herzlichen Dank!