Gepackte Koffer

Israel bereitet sich auf eine neue große Alijah-Welle vor (jüdische Einwanderung). Seit dem Massaker am 7. Oktober herrscht ein Ansturm auf die Alijah-Registrierung – in Frankreich verzeichnet man ein Plus von 430 Prozent.

 

Flucht aus Frankreich

Warum schießen die Anträge auf Alijah gerade in Frankreich aktuell so in die Höhe? Mit rund 450.000 Menschen lebt hier die drittgrößte jüdische Gemeinde der Welt. Trotzdem sehen sich Juden in Frankreich ständigem Antisemitismus ausgesetzt, der oft direkt mit Konflikten im Nahen Osten zusammenhängt.

Die ICEJ begann 2010 damit, Flüge von Frankreich aus zu sponsern, da es in der Grande Nation bereits nach dem Gaza-Krieg 2009 zu antisemitischen Ausschreitungen kam. Tragödien wie die islamistischen Anschläge im Jahr 2012, als sieben Menschen ermordet wurden, darunter drei Kinder einer jüdischen Schule, trieben die Alijah in den folgenden Jahren erneut in die Höhe. Noch weiter verschlechterte sich die Situation nach dem Gaza-Krieg 2014. Damals erreichte die Alijah aus Frankreich einen historischen Höchststand: Fast 8.000 französische Juden wanderten 2015 nach Israel aus – vertrieben vom wachsenden, vor allem islamisch geprägten Judenhass.

 

Islamischer Judenhass

Besonders in Gegenden, in denen Juden und Muslime zusammenlebten, kam es zu vielen antijüdischen Vorfällen und Angriffen. Die französische Regierung reagierte mit verstärkten Sicherheitsvorkehrungen für jüdische Schulen, Synagogen und Gemeindezentren. Dies stärkte vorübergehend zwar das Sicherheitsgefühl, doch der Judenhass breitete sich trotzdem weiter aus und nahm auch in anderen Bereichen mehr und mehr Raum ein – vor allem in den anhaltenden politischen Protesten der „Gelbwesten-Bewegung“, die nun völlig offen einen antisemitischen Charakter zeigten. Diese Entwicklung wurde zu einem neuen wichtigen Antriebsfaktor für die Alijah aus Frankreich und ging so weit, dass im Jahr 2020, als die Alijah weltweit aufgrund der Corona-Pandemie um 40 Prozent zurückging, die französische Alijah dennoch weiter anstieg. Ebenso im Jahr 2021. Aufgrund der hohen Nachfrage verstärkte die ICEJ ihre Unterstützung für Alijah-Flüge aus Frankreich damals erneut.

Die von der Jewish Agency und dem Ministerium für Alijah und Integration erfassten Daten zeigen, dass seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober die Zahl der in Frankreich eröffneten Alijah-Akten weiter rasant gestiegen sind: um 430 Prozent! Für jeden Antragsteller, der ein konkretes Interesse an einer Einwanderung nach Israel hat, wird eine entsprechende Akte eröffnet – insgesamt für etwa 1.200 Personen seit dem Massaker bis zum Jahresende 2023. Im Vorjahreszeitraum verzeichnete man etwa 220 Antragsteller.

 

Offener Zufluchtsort

Angesichts des weltweit zunehmenden Antisemitismus erwägen aber nicht nur in Frankreich immer mehr Juden nach Israel auszuwandern. Seit jenem dunklen Schabbat am 7. Oktober 2023 sind bereits über 4.000 Olim (jüdische Neueinwanderer) in Israel eingetroffen. Kürzlich prognostizierte der Vorsitzende der Jewish Agency, Doron Almog, dass Israel aufgrund des überall wachsenden Antisemitismus wohl in den nächsten Jahren bis zu eine Million neue jüdische Einwanderer aufnehmen werde – oder sollte man besser sagen: jüdische Flüchtlinge?

Die Jewish Agency versichert, alles zu tun, um einen solchen Massenzustrom bewältigen zu können. Israel will weiterhin als Schutzraum für Juden aus aller Welt die Tore offen halten. Aber die Aufnahme und Integration so vieler Neubürger stellt eine große Herausforderung für das kleine Land dar – wieder einmal.

Die ICEJ wird der jüdischen Gemeinschaft dabei zur Seite stehen. Wir helfen jüdischen Einwanderern nicht nur bei der Alijah, sondern auch anschließend in der Integrationsphase. Die Alijah-Arbeit der ICEJ begann 1980 in Wien. Seither haben wir mehr als 175.000 Juden bei der Heimkehr nach Israel unterstützt, darunter über 5.000 im Jahr 2023. Insgesamt kamen während der letzten fünf Jahre rund 210.000 Olim aus aller Welt nach Israel.

 

Judenhass-Welle in Deutschland

Ein an die Tür geschmierter Davidstern. Sachbeschädigungen bei jüdischen Restaurants, Körperverletzungen und ein versuchter Brandanschlag auf eine jüdische Gemeinde – seit dem Terrorangriff der Hamas schnellte die Zahl antisemitischer Angriffe auf Juden und jüdische Einrichtungen in die Höhe.

In der Pro-Palästina-Bewegung hat der Antisemitismus ein Zuhause gefunden Auch wenn Protestierende es gerne leugnen, sprechen ihre Taten für sich: Auf den Demonstrationen sieht und hört man Juden- und Israelhass in vielfältigen Ausprägungen. Dazu gehören Plakate mit kombinierten Davidstern und Hakenkreuz, „Kindermörder“-Rufe und „From the river to the see“-Parolen. Islamischer Judenhass wird außerdem vielfach beklatscht und unterstützt von linken „Intellektuellen“ – sogar an deutschen Universitäten. An der Freien Universität in Berlin wurden Juden und „Judenfreunde“ wiederholt von einem Mob israelfeindlicher Studenten beschimpft und daran gehindert, den Hörsaal zu betreten, während antisemitische Parolen skandiert wurden.

Auch die Statistik spricht eine deutliche Sprache: Rund 1.000 antisemitische Vorfälle in Deutschland wurden allein im ersten Monat nach dem Terrorangriff beim Bundesverband der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) gemeldet – 29 Vorfälle pro Tag. Das entspricht einer Zunahme von 320 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Und die Dunkelziffer dürfte noch weitaus höher sein.

Spendenhinweis: Bitte helfen Sie uns mit Ihrer Spende, jüdische Familien bei der Alijah zu unterstützen. Herzlichen Dank!