Allijah geht weiter - auch im Gaza-Krieg - Flucht vor Judenhass


Trotz Krieg im Gazastreifen geht die Alijah (jüdische Einwanderung nach Israel) weiter. Es gibt sogar mehr Anfragen als zuvor. Bittere Ursache dafür: der weltweit erstarkte Antisemitismus.

Alijah-Welle nach Terror

Schon in der Vergangenheit haben oft Kriege oder islamische Terroranschläge gegen Juden und „Ungläubige“ zu großen Alijah-Wellen geführt. Der Sechs-Tage-Krieg 1967 beispielsweise weckte bei Juden in aller Welt ein Gefühl der Verbundenheit mit dem jüdischen Staat. Man verzeichnete nach dem Krieg einen Alijah-Anstieg, der bis in die 1970er Jahre anhielt.

 

Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 kam es zu einem starken Alijah-Anstieg aus den USA – auch hier half die ICEJ bei der Finanzierung und Organisation. Der in ganz Europa grassierende Antisemitismus während der zweiten palästinensischen Intifada (2000-2005) und später der Raketenterror aus dem Gazastreifen 2009 und 2014 veranlassten zahlreiche französische Juden, nach Israel zurückzukehren. Der Bombenanschlag auf den Boston-Marathon im Jahr 2013, der von zwei muslimischen Brüdern tschetschenischer Abstammung verübt wurde, war der Auslöser für eine weitere Alijah-Welle.

Neuer Alijah-Ansturm

Der Judenhass, der seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober überall auf der Welt auf den Straßen zu sehen ist, wird ebenfalls für einen neuen Alijah-Ansturm sorgen, glaubt die Jewish Agency. Man beobachte derzeit einen Anstieg von 90 Prozent bei Anfragen zur Alijah aus den USA. Bei Anfragen französischer Juden lag das Plus im Oktober 2023 sogar bei fast 400 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Frankreich wurden allein in den ersten vier Wochen nach dem Terrorangriff vom 7. Oktober mehr als tausend antisemitische Übergriffe gemeldet. Israels Einwanderungsminister Ofir Sofer empfing jüngst über 25 französisch-jüdische Einwanderer am Flughafen. Außerdem kam eine 30-köpfige Gruppe zumeist junger Frauen aus Frankreich nach Israel, um ihre Alijah mit einem speziellen IDF-Programm für Rettungskräfte zu beginnen.

 

Brandherd Russland

Mit über 76.000 Neueinwanderern bei nur rund neun Millionen Einwohnern hatte Israel bereits 2022 eine enorme Integrationsaufgabe zu bewältigen. Diese Einwanderungswelle ging hauptsächlich auf den Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen in den russischsprachigen Ländern zurück – und es gibt 2023 keine Anzeichen für ein Abflauten der Alijah aus dieser Region. Im Gegenteil. Denn auch der fest verwurzelte Judenhass im Kaukasus kochte in den letzten Wochen erneut über. Nachdem ein bekannter Telegram-Kanal mehrere Tage lang palästinensische Aufrufe zur Gewalt gegen Juden verbreitet hatte, stürmte ein wütender Mob einen Flughafen auf der Suche nach Israelis, die in einem Linienflug aus Tel Aviv vermutet wurden. Nur das Eingreifen der Behörden bewahrte die Passagiere davor, gelyncht zu werden. Zweifellos werden viele der in Russland und den benachbarten Staaten lebenden Juden nach diesen Bildern nun ebenfalls einen Umzug nach Israel in Betracht ziehen.

 

Alijah ohne Eltern

Besorgte jüdische Familien möchten zumindest ihre Kinder aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion nach Israel in Sicherheit bringen – und sind dafür zu großen Opfern bereit. Oft fehlt es jedoch an finanziellen Mitteln. In den vergangenen Wochen finanzierte die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem deshalb Alijah-Flüge für 111 jüdische Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, die ohne Eltern die Alijah wagen. Die Teenager absolvieren jetzt ein Schul- bzw. Studienprogramm und werden anschließend als israelische Staatsbürger in der Armee (IDF) dienen, um den jüdischen Staat zu verteidigen. Die Warteliste für dieses spezielle Jugend-Alijah-Programm ist voll. Wir sind für viele weitere Familien um finanzielle Unterstützung gebeten worden.

 

ICEJ vor Ort

Unser Team vor Ort in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion hilft nicht nur bei der Finanzierung, sondern auch bei den Vorbereitungen für die Alijah, bei der Erledigung der Formalitäten, bei der Logistik und beim Transfer zum Flughafen. Dank unserer Spender konnten wir 2023 bereits über 5.000 jüdische Einwanderer aus diesen Ländern in den verschiedenen Phasen ihrer Alijah sowie anschließend bei der Integration unterstützen und für mehr als 1.300 dieser Einwanderer konnten wir die Alijah-Kosten übernehmen.

 

Die große Rückkehr

Nicht nur viele Neueinwanderer kamen in den letzten Wochen in Israel an. Nach dem Terrorangriff eilten auch fast 300.000 im Ausland lebende israelische Staatsbürger in ihr Heimatland zurück, um den jüdischen Staat zu verteidigen. Zwar hatten die meisten Fluggesellschaften ihre Flüge nach Israel gestrichen als Folge des Raketenbeschusses durch die Hamas, doch El Al und andere israelische Fluggesellschaften flogen weiterhin den Flughafen Ben-Gurion in Tel Aviv an.

Die ankommenden Flüge waren mir Rückkehrern und Neueinwanderern voll besetzt. In einigen Flugzeugen wurden zusätzliche Sitze eingebaut, um die gewaltige Nachfrage bewältigen zu können. Die israelischen Piloten erlaubten sogar einigen Passagieren, in der Bordküche oder im Cockpit auf dem Boden zu sitzen.

 

Spendenaufruf: Bitte helfen Sie uns mit Ihrer Spende, jüdische Familien bei der Alijah zu unterstützen.