Das freudige Ende eines langen Exils

Wenige Tage vor dem jüdischen Passahfest trafen 155 äthiopische Juden mit einem von der ICEJ gesponserten Flug in Israel ein. Es ist das freudige Ende eines jahrtausendelangen Exils. Nun stehen sie vor der Herausforderung, im Gelobten Land Fuß zu fassen.

 

Endlich zuhause!

Ende März herrschte auf dem Rollfeld des Ben-Gurion-Flughafens reges Treiben. Aus Lautsprechern tönte fröhliche Musik, Willkommensbanner flatterten im Wind. Israelische Beamte und ICEJ-Mitarbeiter standen mit Israelfähnchen und Süßigkeiten bereit und warteten voller Spannung und Vorfreude auf die Ankunft von 155 Olim (Neueinwanderer) aus Äthiopien.

Dann endlich war es so weit: die Flugzeugtür öffnete sich und vorsichtig stiegen die frischgebackenen Israelis die Stufen der Gangway herunter. Frauen in ihren traditionellen weißen Kleidern lächelten schüchtern, als sie die Fähnchen entgegennahmen. Junge Mütter trugen ihre Babys elegant auf dem Rücken, während Väter, gekleidet in ihren besten Anzügen, stolz ihre Töchter an der Hand die Treppe hinunterführten, um mit köstlichen Leckereien begrüßt zu werden. Ihre Gesichter leuchteten vor Aufregung und Ehrfurcht, als sich viele Olim niederknieten, um den Boden des Gelobten Landes zu küssen. Überschwänglich hob ein Mann die Arme in den Himmel und dankte laut Gott, dass er ihn endlich nach Hause gebracht hatte.

 

Moderner Exodus

Die Ankunft dieser äthiopischen Juden, der Jüngste erst vier Monate, der Älteste 70 Jahre alt, erfolgte zu einem besonderen Zeitpunkt: nur wenige Tage später durften sie zum ersten Mal den traditionellen Sederabend, den Vorabend des Passahfests, in Israel feiern. An diesem Abend erinnert sich das jüdische Volk an den Auszug der Kinder Israels aus Ägypten vor rund 3.500 Jahren. Für diese äthiopischen Kinder Israels war es, so kurz nach ihrem eigenen „Auszug aus Äthiopien“, ein besonders denkwürdiger Moment, an dem sie Gott dankten und seine Treue feierten.

 

Jahrhunderte der Prüfung

Der Überlieferung nach reichen die Wurzeln der äthiopisch-jüdischen Gemeinschaft bis in die Zeit König Salomos und der Königin von Saba zurück – vielleicht sogar bis in die Zeit Moses und seiner äthiopischen Frau (4. Mose 12,1). Über Jahrhunderte hinweg erlebten sie religiöse Verfolgung, Unterdrückung und Gewalt. Trotz allem bewahrten sie ihre jüdische Identität und ihren jüdischen Glauben und sind als Gemeinschaft bestehen geblieben.

Für viele äthiopische Juden dauert die Zeit der Prüfung bis heute an: immer noch warten tausende darauf, nach Israel einzuwandern. Seit mehr als 20 Jahren leben sie unter ärmlichen Bedingungen in Transitlagern in Gondar und Addis Abeba. Oft sind sie nur dank der Unterstützung ihrer Verwandten in Israel und der Hilfe der Jewish Agency (Israels Einwanderungsbehörde) in der Lage, ihre Miete zu bezahlen und ihre Kinder zu ernähren. Erst vor kurzem endete in Äthiopien ein Bürgerkrieg, der, hätte er sich ausgeweitet, zu einer ernsthaften Bedrohung für die Sicherheit der jüdischen Gemeinde geworden wäre.

 

Ein Traum wird wahr

Doch Gott steht treu zu seinem Wort und zu seinem Versprechen, sein Volk Israel von den Enden der Erde zu sammeln ­­– auch aus Äthiopien: „Sogar noch aus dem fernen Äthiopien werden sie mein zerstreutes Volk wie eine Opfergabe herbeibringen.“ (Zefanja 3,10; HFA)

Der von der ICEJ gesponserte Alijah-Flug ist nicht nur ein weiterer Meilenstein der Erfüllung biblischer Prophetie und der historischen Heimkehr des jüdischen Volkes. Er vereinte auch Familien nach Jahren schmerzhafter Trennung. Mütter sahen ihre Töchter wieder, Söhne ihre Väter. Manche der jüngeren Neueinwanderer konnten zum ersten Mal ihre Großeltern in die Arme schließen.

Diese 155 äthiopischen Neueinwanderer gingen gestärkt aus den Prüfungen ihres Exils heraus. Sie sind entschlossen, im Land, wo Milch und Honig fließen, und von dem sie und ihre Vorfahren fast 3.000 Jahre lang geträumt hatten, Wurzeln zu schlagen.

 

Herausforderung Integration

In Israel warten viele Herausforderungen auf die Neuankömmlinge. Sie müssen kulturelle und sprachliche Barrieren überwinden, sich in einer neuen Umgebung zurechtfinden und ihren Platz in der israelischen Gesellschaft einnehmen. Die Landung auf dem Ben-Gurion-Flughafen ist somit der Beginn einer weiteren Reise, die noch Jahre dauern kann. Auch hier hilft ihnen die ICEJ.

 

Operation Tzur Israel

Israel startete im Dezember 2020 die Operation Tzur Israel (Fels Israels), mit der insgesamt 5.000 äthiopische Juden nach Israel geholt werden sollen. Rund 4.000 sind bereits in Israel eingetroffen und für die Alijah der verbleibenden 1.000 werden dringend finanzielle Mittel benötigt.

Die ICEJ unterstützt die Einwanderung äthiopischer Juden mit 1.000 US-Dollar pro Person (ca. 920 Euro). Damit werden die Vorbereitung auf die Alijah, Transport- und Flugkosten sowie eine erste Unterstützung für die erleichterte Integration in die israelische Gesellschaft abgedeckt. In diesem Jahr konnte die ICEJ bereits die Alijah von 275 äthiopischen Juden sponsern - herzlichen Dank an alle Spender!