Die drusische Minderheit ist Israel treu ergeben. Viele junge Drusen dienen freiwillig in Kampftruppen der israelischen Armee. Doch Armut ist ein großes Problem in den drusischen Gemeinden. Die ICEJ unterstützt deshalb ihre schulische Bildung. Ein Vor-Ort-Besuch.
Abgelegen
Mühsam kämpft sich der schwere Reisebus im Bergland voran. Schmale und steile Straßen winden sich durch verschlafene Dörfer. Erstaunt schauen einige Einheimische dem modernen Reisebus hinterher, in dem die Teilnehmer der ICEJ-Projektreise unterwegs sind. Nur sehr selten verirren sich Fremde in diesen abgelegenen Teil Galiläas. Auf den steinigen Hügeln wachsen krumme Olivenbäume und dazwischen rupfen ein paar magere Pferde am kurzen Gras. Die Region ist arm.
Kisra Sumai ist das Ziel der Reisegruppe, ein 9.000 Einwohner kleiner drusischer Ort ganz im Norden Israels, kaum fünf Kilometer von der Grenze zum Libanon entfernt. Hier unterstützt die ICEJ zwei Schulen.
Loyal und furchtlos
Rund 145.000 Drusen leben in Israel – die drittgrößte Drusengemeinschaft der Welt. Die arabischsprachige Minderheit steht kompromisslos zu Israel. Viele bekleiden hohe Posten in der Armee oder bei der Grenzpolizei und sind bereit, für Israel ihr Leben zu opfern. Sie verstehen sich als Araber, jedoch nicht als Muslime. Die Drusen spalteten sich vor rund tausend Jahren in Ägypten vom Islam ab, gründeten eine eigene Geheimreligion und sind seither immer wieder islamistisch-motivierter Verfolgung ausgesetzt. Sie betrachten Jitro, den Schwiegervater des Mose, als Gründer und Hauptpropheten ihrer Religion. Auf der Flucht vor Pogromen zogen sie sich ins Bergland zurück. Von der israelischen Regierung wurden die Drusen 1957 als eigenständige Religionsgemeinschaft anerkannt.
Die ICEJ fördert die schulische Bildung der Gemeinschaft, um ihre beruflichen und sozialen Chancen zu verbessern. „2022 haben wir 160 Stipendien vergeben“, berichtet Nicole Yoder, ICEJ-Vizepräsidentin für Alijah & Soziales, während die Reisegruppe von Schülern und Lehrern in der weiterführenden Schule „Amal Alojodan“ mit Tee, Mokka und Gebäck begrüßt wird. Hier finanzierte die ICEJ die Einrichtung eines Lehrerzimmers. Zuvor gab es für die Pädagogen keinen solchen Rückzugsraum. Durch die bessere Vorbereitungsmöglichkeit erhöht sich die Qualität des Unterrichts. „Sei so gut, dass sie dich nicht ignorieren können“, lautet das Motto der Schule. Es prangt in drei Sprachen, Hebräisch, Arabisch und Englisch, auf einem Banner, das quer über den Schulhof gespannt ist.
Neues Selbstbewusstsein
In der Grundschule von Kisran finanzierte die ICEJ die Einrichtung eines Musikraums und Instrumente. Die meisten Schüler in Kisra Sumai stammen aus einkommensschwachen Familien. Der Musikunterricht soll den sozial benachteiligten Kindern helfen, musikalische Gaben zu entfalten, Selbstbewusstsein zu entwickeln, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen und ihre freie Zeit sinnvoll zu nutzen. „Sie sollen Erfolge erleben und lernen, an sich zu glauben“, erklärt Schuldirektor Sakar Shakur die Idee dahinter.
Ohne die Musikinstrumente der ICEJ hätten die meisten der 351 Grundschüler keine Möglichkeit, ein Instrument zu lernen. Jetzt steht zweimal pro Woche Musikunterricht auf dem Stundenplan. Und der Musikraum dient der Grundschule bei Raketenangriffen zugleich als Schutzraum – hier sind die Wände besonders dick.
Freude über Besucher
Die Kinder zeigen, was sie bereits gelernt haben. Ein bisschen schüchtern anfangs, dann aber mit wachsender Begeisterung wird für die Besuchergruppe gesungen, gegeigt, am E-Piano gespielt und getrommelt. Man sieht den Kindern an, wie stolz sie sind, dass Gäste aus Europa anreisen, um sie musizieren zu hören.
„Eure Großzügigkeit erlaubt unseren Kindern, ihre verborgenen Talente zu entdecken“, bedankte sich der Schuldirektor bei der Reisegruppe der ICEJ: „Ihr habt Licht und Liebe in unsere Schule gebracht!“