Nach dem Ende des intensiven 12-tägigen Krieges mit dem Iran, bei dem Raketen schwere Schäden in Haifa angerichtet haben, versuchen wir, wieder zu einem normalen Leben zurückzukehren.
Solidaritätsbesuch
Eine kleine Gruppe unserer Heimbewohner – alle in ihren Neunzigern – wollten dem Kibbuz Hanita einen Besuch abstatten. Der Kibbuz liegt direkt an der libanesischen Grenze und war nach massivem Raketenbeschusses durch die Hisbollah monatelang evakuiert. Heute sind etwa 80 Prozent der Bewohner zurückgekehrt. Viele Geschäfte sind noch geschlossen, dennoch lag ein Gefühl von Leben und Hoffnung in der Luft.
Der Kibbuz wurde 1938 während des britischen Mandats als Turm- und Palisadensiedlung gegründet, an einem isolierten, aber strategisch wichtigen Ort. Ob Baumaterial oder Vorräte – alles, was der Kibbuz benötigte, musste unter bewaffnetem Schutz herangeschafft werden. Hanita zeugt von der großen Widerstandskraft und dem Mut des jüdischen Volks – wie auch unsere Heimbewohner.
Genuss am Meer
Von Hanita aus machten wir uns auf den Weg nach Nahariya, um dort ein schönes Mittagessen am Meer zu genießen. Die Sonne tanzte auf den Wellen, während wir das Panorama genossen. „Es ist schön, ein bisschen aus den eigenen vier Wänden zu kommen“, freute sich Zelda, die gerade ihren 97. Geburtstag gefeiert hatte.
Als wir nachmittags wieder zum Heim zurückkehrten, stig gleich die nächste Gruppe russischsprachiger Bewohner in den Kleinbus – sie wollten Haifa erkunden. Ihre Reise endete süß, mit Eis und Kaffee in einem sonnigen Café in Stella Maris am Westhang des Karmels.
Die Nachrichten über gefallene Soldaten, die Unruhen in Syrien und der weitweite Anstieg des Antisemitismus belasten viele unserer Bewohner schwer.
Enge in der Brust
„Tagsüber haben wir unsere Aktivitäten“, sagte Naomi. „Wir sind zusammen und beschäftigen uns mit anderen Dingen. Aber wenn ich nach Hause komme, spüre ich diese Enge in meiner Brust. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal eine Zeit erleben würde, in der ein weiterer Holocaust möglich erscheint. Aber langsam fühlt es sich so an.“
„Es bricht mir das Herz“, pflichtet Haya bei. „So viel Tod, so viel Hass.“ Haya liest Psalmen. „Sie geben mir Kraft“, sagt sie. „Wir müssen stark bleiben. Möge Gott uns helfen.“
Enkel in Gaza
„Dieser Krieg geht mir ständig durch den Kopf“, erzählt auch Fanny. Mehrere ihrer Enkel müssen als Reservisten in der israelischen Armee kämpfen. „Meine Enkelkinder rufen mich aus Gaza an und sagen: Omilein, mach dir keine Sorgen. Uns geht es gut.“ Aber wie soll man sich als Oma da keine Sorgen machen? Große Sorgen macht ihr auch der neue weltweite Judenhass. „Es ist beängstigend. Es sieht noch schlimmer aus als zu unserer Zeit“, glaubt sie. „Warum hassen sie uns so sehr?“
Die Worte unserer Heimbewohner machen uns deutlich: Dies ist nicht nur eine weltweite politische Krise, sondern auch eine zutiefst persönliche für diejenigen, die bereits die dunkelsten Kapitel der jüdischen Geschichte durchlebt haben.
Bitte unterstützen Sie das Haifa-Heim mit Ihrer Spende. Herzlichen Dank.