Ringen um Momente des Glücks

Nicht nur der Krieg, auch der bösartige Hass auf Juden, der aktuell überall auf der Welt offen zur Schau gestellt wird, trifft unsere Holocaustüberlebenden zutiefst. Dunkle Erinnerungen werden wach, die Bewohner sind oft traurig und deprimiert. Unser Team unternimmt alles, um dennoch Momente des Glücks in ihr Leben zu bringen.

Leere Worte

Unsere Holocaustüberlebenden beobachten die Entwicklung im In- und Ausland sehr genau. Sie sind erschüttert, dass der Schwur „Nie wieder!“ wohl nur leere Worte waren. Viele leiden noch immer unter den Traumata ihrer Jugend.

Therapie mit Kunst

Sehr wertvoll ist hier die Arbeit unserer Kunsttherapeutin Nancy. Sie arbeitet mit einzelnen Bewohnern und kleinen Gruppen. Die Kunsttherapie bereitet den Bewohnern viel Freude. Während mit verschiedenen Materialien und Farben Kunstwerke geschaffen werden, oft zu biblischen Themen, ist es den Senioren einfacher möglich, über Gefühle zu sprechen. „Das hilft mir auch, all die schrecklichen Dinge, die passiert sind, für einen Moment zu vergessen und an etwas anderes zu denken“, erzählt Heimbewohnerin Sofia.

Hilfreiche Puppen

Vor einigen Jahren erhielten wir von Christen aus Finnland therapeutische Puppen. Diese Puppen sind derzeit besonders wertvoll. Sie fühlen sich an wie echte Babys und bringen unsere Bewohner zum Lächeln. Die Puppen werden auch in der Physiotherapie eingesetzt – mit großartigen Ergebnissen.

Verschönerungen

Wir arbeiten außerdem weiter daran, die Umgebung des Haifa-Heims für die Bewohner so schön wie möglich zu gestalten. Kürzlich haben wir unseren Physiotherapieraum um einen einladenden Fitnessraum erweitert. Selbst Senioren, die nicht an unseren beiden wöchentlichen Gymnastikgruppen teilnehmen, kommen jetzt zum Fitnesstraining und haben viel Spaß dabei. Die warme Atmosphäre, gepaart mit professioneller Betreuung durch unseren Physiotherapeuten Simcha, ist eine Wohltat für ihre Seele. Auch unser Speisesaal wird aktuell renoviert und verschönert.

 Arabische Kinder zu Besuch

Eine Gruppe israelisch-arabischer Kinder im Alter von 7 bis 9 Jahren besuchte kürzlich unser Heim in Begleitung einiger Betreuer und Eltern. Ihr Wunsch war es, den Holocaustüberlebenden eine Freude zu bereiten – und das ist ihnen sehr gelungen. Die Kinder, die fast alle einen muslimischen Hintergrund haben, hatten sich als Weihnachtsmänner verkleidet, sangen inbrünstig „Jingle Bells“ auf Arabisch und verteilten Weihnachtsgeschenke an die Bewohner. Wir hatten für die kleinen Gäste Buntstifte und Malpapier vorbereitet, beides wurde nach dem Auftritt von den Kindern gemeinsam mit den Senioren eifrig genutzt. Die Liebe, die bei diesem Treffen ausgestrahlt wurde, war sehr berührend – und ein wunderbares Beispiel für die Koexistenz in unserer Stadt Haifa, in der Juden und Araber in Frieden zusammenleben. Ein wahres Licht leuchtete inmitten all der Dunkelheit, die uns umgibt.

 

Bitte unterstützen Sie das Haifa-Heim mit Ihrer Spende. Herzlichen Dank!

 


Zähe Nachforschungen eines britischen Historikers und ein Film von „Faszination Israel“ machten es möglich: Unsere 95-jährige Bewohnerin Sarah Zamir erhielt Besuch vom Urenkel des Ehepaars, dem sie ihr Überleben verdankt. Eine Geschichte über Mut und Nächstenliebe.

MUTIGE RETTER Geboren als Ilse Böhm, wuchs Sarah in einer religiösen jüdischen Familie in der Nähe von Breslau auf. 1939 floh die Familie vor den Nazis nach Belgien. Doch schon bald begannen die Deportationen der belgischen Juden. Sarahs Familienangehörige wurde in Konzentrationslager verschleppt, aus denen sie nie wieder zurückkehrten. Doch die 14-jährige Sarah wurde von einem mutigen katholischen Ehepaar aus Antwerpen versteckt. „Sie waren nicht nur gute Menschen“, erinnert sich Sarah, „sie waren wie Engel.“

Der Brite Charlie Knight sorgte für einen späten Glücksmoment. Der Historiker erforscht persönliche Aufzeichnungen deutsch-jüdischer Flüchtlinge der 1930er und 40er Jahre, darunter auch Briefe von Sarahs Vater, Ernst Böhm. Bei diesen Briefen fand Knight eine Postkarte von Ilse, deren Schicksal zunächst unklar war. Weitere Nachforschungen des Historikers ergaben, dass Ilse überlebt hatte, nach Israel ausgewandert war und nun Sarah Zamir hieß.

IM FILM ENTDECKT Nachdem er Sarah im Film „Belgier, Katholiken, Engel“ von „Faszination Israel“ in den sozialen Medien entdeckt hatte, kontaktierte Knight die ICEJ und kam kurz darauf in unser Haifa-Heim, um Sarah kennenzulernen. Die Holocaustüberlebende erzählte dem Historiker ausführlich von ihren Rettern. Ausgestattet mit diesen neuen Informationen wagte Knight neue Nachforschungen – und konnte die Familie des Ehepaars ausfindig machen, dem Sarah ihr Leben verdankt.

Die Familie wusste von Ilse. Der Urenkel der Retter, Vince, hatte durch seinen Großvater von Ilse erfahren. Der Großvater war in Ilses Alter und hatte als Kind die Rettungsaktion im Haus seiner Eltern miterlebt. In späteren Jahren sprach der Großvater immer wieder von seiner jüdischen Pflegeschwester. Er wusste nichts über ihren Verbleib, aber er äußerte die Hoffnung, dass sie ein langes, gesundes Leben führen durfte.

ÜBERWÄLTIGENDE GEFÜHLE Als Vince von Sarah hörte, beschloss er, nach Israel zu reisen, um sie zu besuchen. Sarah konnte es kaum fassen! Ihre eigene Enkelin war bei der außergewöhnlichen Begegnung dabei. „Es war unbeschreiblich bewegend und eine Ehre, die Familie zu treffen, die meine Großmutter gerettet hat“, betonte die Enkelin danach. „Wir waren von den Gefühlen überwältigt“, bestätigte auch Vince. „Erst konnten wir einfach nur zusammen weinen. Doch dann unterhielten wir uns, als ob wir uns schon ewig kennen würden.“ Vince und Sarah vereinbarten, sich zu schreiben – der Kontakt soll nicht wieder verlorengehen. 

Filmtipp: Berlgier, Katholiken, Engel zu sehen unter www.faszinationisrael.de


Wir treffen Josef Aron in Yad Vashem. „Ich bin oft hier“, erzählt uns der Holocaustüberlebende. Warum er die Holocaust-Gedenkstätte immer wieder besucht, fragen wir ihn. „Ich suche nach meiner Familie“.

Josef Aron, geboren 1935 in Frankfurt am Main. Zwei Geschwister und sein Vater sind die einzigen Überlebenden der einstigen jüdischen Großfamilie. Seine Mutter und acht weitere Geschwister wurden in Auschwitz vergast.

Es herrscht absolute Stille, als Josef Aron uns von seinem Leben erzählt. Wir sitzen in einem Kreis, neben ihmsteht ein Glas mit Wasser. Immer, wenn er einen Moment braucht, um sich zu sammeln, wird er aus diesem Glas trinken.

Seine Familie lebt in einem Reihenhaus in Frankfurt am Main. Als die Lage für Juden in Deutschland gefährlicher wird, flüchtet Arons Vater nach Holland. Seine Mutter bleibt mit elf Kindern allein zurück. Als sie keinen anderen Ausweg mehr sieht, bringt sie drei ihrer Kinder, darunter Josef, in ein Kinderheim nach Frankreich.

Als Josef sechs Jahre alt ist, kommen die Deutschen, während die Kinder schlafen, nehmen sie noch in ihren Nachthemden mit und zwingen sie in Viehwagons. Die Luft ist stickig, es gibt kaum Raum und kein Wasser. Als der Zug in Bergen-Bel-

sen ankommt, müssen die Kinder über die Leichen derer klettern, die die Fahrt nicht überlebt haben. Josef klammert sich an die Hand seiner älteren Schwester. Sie versucht, ihn zu beruhigen, versichert ihm: „Solange du bei mir bist, wird dir nichts passieren“. Bei der Selektion werden sie getrennt. Die verängstigten Kin- der stehen in Reihen, daneben die Soldaten. Wer zeigt, dass er müde, erschöpft oder krank ist, wird erschossen.

Wir sind betroffen. Es scheint, als könne man die Schwere des Erzählten in der Luft fühlen. Für die meisten von uns ist es das erste Mal, die Erlebnisse eines Überlebenden persönlich zu hören. Die schwere Stille wird durch einen lauten Handy-Klingelton unterbrochen. Das Smartphone gehört Josef Aron.
Der 88-Jährige blickt kurz auf das Display. „Das ist meine Nichte“, verrät er uns. Er freut sich über ihren Anruf. Sie reden kurz auf Hebräisch mit- einander. Dann erzählt Aron auf Deutsch weiter und die Schwere kehrt zurück.

Einmal entdeckt Josef nach der Zwangsarbeit eine rohe Kartoffel auf dem Boden. Der Hunger treibt ihn dazu, die Kartoffel aufzuheben und einen kleinen Teil zu essen. Als er die Kartoffel mit anderen Kindern teilen will, sieht ihn ein SS- Mann und brüllt.

„Du dreckiger Jude! Die Kartoffel gehört nicht dir, sie gehört den Deutschen!“, wiederholt Josef Aron die Worte des Mannes. Es fällt ihm schwer. Dann trinkt er einen Schluck Wasser, scheint kurz in Erinnerungen versunken.

Josef wird von SS-Männern gepackt und in einen unterirdischen Raum gestoßen, in dem die Häftlinge gefoltert werden. Seine Peiniger binden das Kind auf einem Tisch fest und reißen ihm alle Zehennägel aus.

„Diesen Schmerz spüre ich noch heute“, unterbricht der 88-Jährige den Erzählfluss und schweigt. Niemand spricht.

Am nächsten Tag muss er wieder arbeiten. Einige Monate später wird er zusammen mit einigen anderen Kindern beim morgendlichen Appell aus der Reihe gezogen. Sie werden in einen Raum gezerrt, an den Armen aufgehängt und ausgepeitscht.

Josef Aron ringt sichtlich um Fassung und man sieht, dass es ihm schwerfällt, weiterzusprechen. Wir haben Tränen in den Augen.

Die nächsten Jahre werden er und die anderen Kindern täglich von den Soldaten gefoltert und vergewaltigt. Er ist dem Tode näher als dem Leben. Sein Glaube ist es, der ihn durch diese Hölle auf Erden hilft. Als er von den Briten befreit wird, ist Josef zehn Jahre alt und nur elf Kilogramm schwer. Er kommt in ein Spital in Genf. Ein ganzes Jahr vergeht, bis sich das Kind soweit erholt hat, dass es zu einer jüdischen Familie nach Basel gebracht werden kann.

Dem Roten Kreuz gelingt es, seine Schwester ausfindig zu machen. Doch er kann sich nicht mehr an sie erinnern. Erst langsam kehrt die Erinnerung zurück. Das Rote Kreuz findet auch den Vater der Geschwister in Holland, aber Josefs Schwester weigert sich, bei ihm zu leben.

Die Geschwister gelangen mit einem Schiff ins Heilige Land. Dort werden sie wieder getrennt. Josefs Schwester kommt in ein Kibbuz, während man ihn in ein Kinderheim bringt. Er lebt in verschiedenen Heimen, bis er auf die Straße gestellt wird. Ohne Wohnung, ohne Hilfe und ohne Ausbildung.

Josef Aron schläft auf einer Bank im Park und isst aus Mülleimern. Bis ihn der deutsche Jude Rubinstein aufgabelt. Er lässt ihn bei sich wohnen, hilft ihm, Arbeit zu finden und auf eigenen Beinen zu stehen. Seinen ersten Job bekommt Josef Aron durch ein Wunder: Er bewirbt sich in einem Café. Doch der Besitzer lehnt ab – denn der Bewerber kann weder lesen noch rechnen. Verzweifelt zieht sich der junge Mann in eine Ecke des Cafés zurück und weint und betet zu Gott. „Auf einmal spürte ich, wie sich eine Hand auf meine Schulter legte und eine Stimme sagte: Die Welt ist offen für dich. Ich bin bei dir.“

Noch heute hört man die Ergriffenheit in seiner Stimme, als Josef Aron uns von diesem besonderen Augenblick erzählt.

Ab diesem Moment kann er lesen, schreiben, rechnen – und beherrscht sechs Sprachen fließend. Der Café-Besitzer erlebt das Wunder mit und gibt ihm den Job. Josef Aron liebt den Kellner-Beruf.

Doch nach einiger Zeit zieht es Josef Aron zurück nach Deutschland, zurück nach Frankfurt, weil er hofft, bei seinem ehemaligen Elternhaus vermissten Famili- enangehörigen zu begegnen. Diese Hoffnung erfüllt sich nicht. Doch er erhält ein anderes Geschenk: Niedergeschlagen will er sich bereits auf den Heimweg machen, als er den starken Drang verspürt, bei einem anderen Reihenhaus zu klingeln. Er tut es.

Die Frau, die ihm öffnet, bricht bei seinem Anblick in Tränen aus: „Du siehst aus wie deine Mutter!“ Ehe sie von den Nazis abgeholt wurde, hatte Josefs Mutter dieser ehemaligen Nachbarin Bilder der Familie zur Aufbewahrung anvertraut.

Josef Aron holt wieder sein Handy hervor und reicht es herum. Der Reihe nach dürfen wir uns ein altes Bild seiner Mutter ansehen, das sein Handy als Hintergrundbild ziert. Er ist sichtlich stolz auf seine schöne und starke Mutter.

Er bleibt in Europa. Über zehn Jahre kellnert Josef Aron in einem jüdischen Hotel im Schweizer Grindelwald am Fusse der Eiger Nordwand. Dann kehrt er nach Jerusalem zurück und arbeitet bis zu seinem Ruhestand als Kellner im Café Max.

Wie kann ein Mensch mit dieser Lebensgeschichte so viel Freundlichkeit und Lebensmut ausstrahlen?
Josef Aron ist messianischer Jude, erfahren wir noch. Und wenn er nicht in Yad Vashem auf Spurensuche ist, verbringt er seinen Vormittag mit Freunden im Café. Er lädt auch unsere deutsche Reisegruppe zu einer weiteren Begegnung ein – ganz unzwungen im „Bezalel“.

Viele Holocaustüberlebende in Israel leben in Armut. Bitte unterstützen Sie unseren Hilfsdienst für bedürftige Holocaustüberlebende. Herzlichen Dank!

 


Triumph über das Böse

Dass es gelungen ist, Fuß zu fassen in der Gesellschaft, zu heiraten und eine Familie zu gründen, ist für Holocaustüberlebende ein sehr bedeutsamer Aspekt ihres Lebens – sie haben nicht nur überlebt. Und wenn ein Urenkelkind geboren wird, ist die Freude überwältigend. Es ist ihr persönlicher Triumph über Hitlers böse Pläne.

Freude über Urenkel

Im Haifa-Heim für Holocaustüberlebende der ICEJ konnten kürzlich zwei sichtlich aufgeregte Bewohner, Moshe und Chaya, beide 90 Jahre alt, ihre ersten Urenkel begrüßen. „Ich bin so glücklich“, freute sich Moshe. „Ich habe in meinem Leben viel gelitten, aber ich habe Gott gebeten, mich leben zu lassen, um mein erstes Urenkelkind zu sehen. Und jetzt habe ich sie gesehen und berührt. Was für eine Freude!“

Auch Chaya war die Begeisterung anzusehen, als sie ein Bild ihres ersten Urenkels zeigte. Da ihr Mann früh verstarb, zog Chaya ihre zwei Kinder alleine auf. Als ihr Sohn und ihre Tochter heirateten, hatten beide Paare Schwierigkeiten, Kinder zu bekommen. Nach einem Jahrzehnt erfolgloser Versuche adoptierten beide Paare Kinder. Zwei Jahre später wurde Chayas Schwiegertochter schließlich doch noch schwanger und bekam einen Jungen. So wurde Chaya mit vier Enkelkindern gesegnet, von denen jedes in einem anderen Land zur Welt kam – in Brasilien, Guatemala, Australien und zuletzt in Israel.

„Ich bin sehr glücklich und fühle mich gesegnet mit all meinen Kindern und Enkelkindern, und ich liebe sie alle,“ rief Chaya und strahlte: „Vor kurzem brachte meine Enkelin mein erstes Urenkelkind zur Welt. Ich kann die Freude, die ich empfinde, nicht in Worte fassen. Ich hoffe, dass Gott uns weiter segnen wird und unsere Familie weiter wächst. Ich danke ihm, dass er mir seine Gnade gezeigt hat.“

 

Sonne tanken

Viele Holocaustüberlebende, die aus der Ukraine zu uns kamen, sind aufgrund ihres Gesundheitszustands leider nicht mehr mobil. So auch Viktor und Sonja. Ohne Hilfe ist das betagte Ehepaar überwiegend an die Wohnung gebunden und könnte die neue Umgebung nicht kennenlernen. Deshalb lädt unser ICEJ-Team die Holocaustüberlebenden zu Ausflügen ein. Ein Ausflug führte das Ehepaar jüngst auf den Gipfel des Berges Karmel, von dem aus man einen atemberaubenden Blick auf den Hafen von Haifa hat. Bei einem anderen Ausflug brachten wir Viktor und Sonja zum Strand an das wunderschöne Mittelmeer.

Besonders Sonja, die nur selten nach draußen geht, genoss jede Minute dieser Ausflüge. Als wir den Aussichtspunkt am Berg Carmel erreichten, hob sie ihr Gesicht, um ein wenig Sonne zu tanken, und erfreute sich am Anblick der bezaubernden Landschaft. Später am Abend rief Viktor an, um sich noch einmal für die Freude zu bedanken, die unser Team seiner Frau damit bereiten konnte.

 

Sprache als neues Ziel

Auch Maya und ihr Mann flohen vor dem Krieg in der Ukraine. Mehr als ein Jahr ist inzwischen vergangen. Die ersten Monate waren schwierig, die Eingewöhnung in Israel fiel den betagten Einwanderern schwer. Maya war deprimiert und hatte weder die Energie noch die Lust, Hebräisch-Unterricht zu nehmen. Doch seit kurzem wächst auch in ihr der Wunsch, die Sprache zu lernen. Unsere ICEJ-Mitarbeiterin Maria hilft ihr, den Anschluss an die Lerngruppe zu finden. „Maya macht sich großartig", lobte Maria. „Sie hat einen scharfen Verstand.“ Die Seniorin wird schon bald mit den anderen Schülern mithalten können. „Der Hebräisch-Unterricht hat mir geholfen, mir ein neues Ziel im Leben zu setzen“, ergänzt Maya und schmunzelt: „Ich bin jetzt sehr beschäftigt und habe gar keine Zeit mehr, deprimiert zu sein.“

 

Sophies verschenkter Gewinn

Ganz neu im Programm des Haifa-Heims und bereits heiß geliebt: Unser wöchentliches Bingo-Turnier. Die Prämiere endete mit einer berührenden Geste.

95-jährige Siegerin

Die Heim-Bewohner saßen bei Kaffee und Kuchen zusammen und spielten Bingo. Trotz aller Gemütlichkeit – es wurde mit Ehrgeiz um den Preis gekämpft. Das erste Turnier endete mit einem klaren Sieg für unsere 95-jährige Sophie. Doch dann trat die Seniorin ihren Preis an Boris ab, den Zweitplatzierten, der erst vor kurzem mit seiner Frau Sveta aus der vom Krieg zerrütteten Ukraine nach Israel kam. „Sie sind neu in Israel, in unserer Heimat, und sie besitzen nicht viel", erklärte Sophie ihre freundliche Geste. „Ich selbst brauche nichts!“ Schöner hätte die Premiere nicht sein können.

Gemeinschaft

Der bunte Tagesablauf im Haifa-Heim bietet den betagten Bewohnern die Möglichkeit, sich auch weiterhin am Leben zu beteiligen und bewahrt unsere Holocaustüberlebenden vor der lähmenden Einsamkeit, mit der viele ältere Menschen in ihrer letzten Lebensphase zu kämpfen haben. Unter der liebevollen Betreuung des ICEJ-Teams teilen die Bewohner ihr Leben miteinander, vom täglichen gemeinsamen Essen im Speisesaal bis zu besonderen Feierstunden an Geburtstagen. Unser Team bemüht sich, das Leben der Bewohner auf verschiedene Weise zu bereichern. Manchmal mit unterhaltsamen Aktivitäten, mit Gesundheitsangeboten und Konzerten – oder einfach mit persönlicher Betreuung und Zeit für tiefgehende Gespräche.

Bitte unterstützen Sie das Haifa-Heim für Holocaustüberlebende mit einer Spende. Herzlichen Dank!


Angst vor Kindheitserinnerungen

Angst vor Kindheitserinnerungen

Viele Holocaustüberlebende sind auf sich selbst gestellt. Neben finanziellen Problemen macht ihnen Einsamkeit zu schaffen. Deshalb bietet das ICEJ-Team auch ein Freizeitprogramm für die Bewohner des Haifa-Heims an.

 

Verdrängte Erinnerungen

Schwer traumatisiert durch ihre Vergangenheit, konnten viele Holocaustüberlebende in ihrem Leben später keiner geregelten Arbeit nachgehen. Deshalb genügt ihre spärliche Rente kaum, um Lebensmittel und Medikamente zu kaufen, Miete und Nebenkosten zu zahlen. Das wenige Geld reicht erst recht nicht für Therapeuten, Hobbys, Restaurantbesuche oder Ausflüge. Ohne Ansprechpartner und Unterstützung von außen leben viele Betroffene deshalb sehr isoliert. Die erzwungene Einsamkeit lässt sie verstummen und bringt verdrängte Erinnerungen aus der Kindheit zurück – Erinnerungen an die Schrecken der Schoa.

Fröhliche Stimmung

Das ICEJ-Team kümmert sich deshalb nicht nur darum, dass Holocaustüberlebende ihren Lebensabend frei von finanziellen Sorgen in Würde verbringen können, sondern bietet vielfältige Freizeitaktivitäten an und sorgt für fröhliche Stimmung im Heim. Jeden Nachmittag trifft man sich im Clubraum zum Austausch. Dann wird gespielt oder gebastelt. Es gibt wöchentliche Tanzabende und Konzerte, Gymnastik, Therapiestunden und sogar Hebräisch-Kurse.

Ausflug ins Gewächshaus

Regelmäßig bietet unser ICEJ-Team außerdem Ausflüge an. Viele unserer Bewohner lieben Blumen und hatten früher selbst Gärten. Aber manche sind inzwischen zu schwach, um allein nach draußen zu gehen und die blühende Natur zu genießen. Deshalb wurden die Senioren kurzerhand zu einer Fahrt in den Kibbuz Yagmur eingeladen. Der Kibbuz liegt am Berg Karmel nicht weit entfernt von Haifa. Hier gibt es eine große Pflanzenschule und ein Gewächshaus mit farbenprächtigen Blumen. Der Bummel durch das duftende Blumenmeer wurde mit einem Besuch im gemütlichen kleinen Café der Anlage gekrönt.

Freude für die Seele

Heim-Bewohnerin Sofia empfand den Ausflug als Balsam für ihre Seele. „Diese Blumen erfreuen nicht nur meine Augen, sie erfüllen auch meine Seele mit Freude“, erklärte die Seniorin. Auch Julia, eine Holocaustüberlebende, die an den Rollstuhl gefesselt ist und erst kürzlich aus der Ukraine fliehen konnte, bedankte sich sehr für die gemeinsamen Ausfahrt: „Alles, was ich bisher sehen konnte, war meine Wohnung, der Speisesaal des Haifa-Heims und die Arztpraxis.“

Vogelperspektive

Das ICEJ-Team konnte für die Senioren außerdem bei herrlichem Wetter eine besondere Besichtigungstour durch Haifa anbieten. Höhepunkt war eine Fahrt in Haifas neuer Seilbahn. Die Vogelperspektive bot einen großartigen Blick auf das Meer, die Wälder und die Gebäude der Stadt. Auf dem Berg oben angekommen blieb Zeit für einen Abstecher ins Café. Müde, aber sehr zufrieden und erfüllt mit neuen Eindrücken und Erlebnissen kam die Ausflugsgruppe zurück. „Ich bin so froh, dass ich dabei sein konnte“, fasste unsere Heim-Bewohnerin Emma zusammen: „Das ist viel besser, als den ganzen Tag allein daheim zu sein.“

Junge Besucher

Zu den Gästen der letzten Wochen gehörte eine Studentengruppe der „Haifa Reut Schule der Künste“. Die Studenten arbeiteten an einer Foto-Ausstellung zum Thema Holocaust. Die Einladung zum Fotoshooting und zum Interview nahmen unsere Heim-Bewohner gerne an. Die Zusammenarbeit mit den Studenten bereitete den Senioren viel Vergnügen. „Das Zusammensein mit jungen Menschen, die so voller Leben sind, macht mich glücklich“, freute sich die 91 Jahre alte Zelda.

 

Bitte unterstützen Sie Holocaust-Überlebende mit einer persönlichen Patenschaft.