Juden werden Deutschland verlassen

Aus welchen Ländern wandern Juden ab? Ein Blick auf die Statistik offenbart: Deutschland liegt nach Großbritannien und Frankreich auf Platz 3 der westeuropäischen Länder, aus denen die meisten Neueinwanderer nach Israel ziehen.

Wachsender Judenhass

„Juden werden Deutschland verlassen“, prognostizierte der jüdische Historiker und Buchautor Prof. Michael Wolffsohn Anfang des Jahres im Medienportal Domradio. Die verbale und körperliche Gewalt gegen Juden habe in Deutschland bereits in den Jahren vor dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 dramatisch zugenommen. Die Entwicklung seit dem Massaker zeige, dass mit einer Besserung auch nicht zu rechnen sei – im Gegenteil. „Die meisten Straftaten kommen aus dem migrantischen Milieu, religiös-muslimisch motiviert und legitimiert von nichtmuslimischen Akademikereliten“, benennt Wolffsohn klar die Ursachen.

Und tatsächlich: Obwohl Israel seit über einem Jahr täglich mit Raketen angegriffen wird und sich an mehreren Fronten gleichzeitig verteidigen muss, ist das Interesse an Alijah (jüdische Einwanderung nach Israel) aus vermeintlich sicheren westeuropäischen Ländern groß. 2.762 Juden aus westeuropäischen Ländern wanderten in den letzten Monaten nach Israel aus. Der anhaltende Krieg im jüdischen Staat erscheint offenbar weniger abschreckend als der wachsende Judenhass, der sich in ihren Herkunftsländern im öffentlichen Raum, an Schulen und Universitäten immer weiter ausbreitet. In der Statistik nicht erfasst sind Juden, die in andere Länder als Israel auswandern.

Negativ-Ranking

Eine Auswertung der jüngsten Zahlen zeigt: Das Negativ-Ranking der westeuropäischen Länder, aus denen Juden nach Israel auswandern, führt zweifelsfrei Frankreich an. 1.683 französische Juden kamen zwischen Januar und September für einen Neuanfang nach Israel. Auf Platz zwei folgt Großbritannien mit 507 Olim (hebräisch für jüdische Neueinwanderer in Israel), aus Deutschland kamen 148 Olim. Weitere Alijah-Interessenten stehen auf Antragslisten und folgen in den nächsten Monaten. Angesichts der vielen antisemitischen Aufmärsche und Demonstrationen auf deutschen Straßen und an Universitäten ist die Alijah ein immer größeres Gesprächsthema in jüdischen Gemeinden.

„Keine Zukunft“

„Für Juden gibt es in Frankreich keine Zukunft mehr“, urteilte Oberrabiner Moshe Sebbag bereits vor einigen Monaten. Inzwischen sieht der Amsterdamer Rabbiner Meir Villegas Henriquez auch in den Niederlanden keine Bleibeperspektiven mehr für Juden. „Sagt euren Kindern, dass es hier wirklich keine Zukunft gibt!“, forderte der Rabbiner jüdische Eltern per Videobotschaft auf, nachdem Anfang November ein arabischstämmiger Mob nach einem Fußballspiel Juden durch die Straßen Amsterdams gejagt hatte. „Helfen Sie Ihren Kindern, Hebräisch zu lernen und bereiten Sie sich darauf vor, Alijah zu machen“, ermahnt er die Eltern. Denn er glaubt nicht mehr an eine Besserung der Situation: „Wir leben in einer neuen demografischen Realität, die sich einfach nicht ändern lässt, nicht mit der derzeitigen politischen Klasse.“

Flucht aus Russland

Derweil hält die große Alijah-Welle aus Osteuropa an, die Israel seit einigen Jahren beschäftigt. Die Statistik zeigt: Von Januar bis Ende Oktober 2024 wagten 18.481 Juden aus Osteuropa den Neustart im jüdischen Land. Ursache für diese Einwanderungswelle ist weiterhin der Krieg in der Ukraine. Vor allem russische Juden (15.990) nutzten die Möglichkeit zur Alijah. Mit deutlichem Abstand folgen Juden aus der Ukraine (766) und Belarus (613). Insgesamt zogen von Januar bis Oktober 28.000 Juden aus aller Welt nach Israel.

Im Oktober sponserte die ICEJ Flüge für 100 Olim aus Frankreich und für 100 russischsprachige Juden aus den ehemaligen Sowjetrepubliken – darunter waren 87 Jugendliche, die ohne ihre Eltern oder Familien im Rahmen des SELA-Programms die Alijah wagten (siehe nebenstehenden Artikel).

Spendenaufruf:

Bitte helfen Sie uns, jüdische Familien bei ihrem Start in Israel unterstützen. Vielen Dank.